Kurzurlaub mit Niederschlägen

Nun ja, ich kann mich wohl nicht als …. Camper bezeichnen. Die Art Urlaub zu machen bietet jedoch einige Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Einer davon ist, die nahezu unbegrenzte Freiheit bei der Wahl der Orte. Gepaart mit meiner Unfähigkeit zur langfristigen Urlaubsplanung oder besser dem Hang zur Spontanität – ein stichhaltiges Argument. Außerdem bietet Camping mit dem Zelt einen gehörigen Kostenvorteil, man ist „an der frischen Luft“ und kann seine Nachbarschaft schon mal vorab in Augenschein nehmen.
Nachdem ich im letzten halben Jahr so ziemlich alle Körner verbrannt hatte, war eine Auszeit dringend notwendig. Ich hatte eine Woche und wollte mit dem MTB ein paar Runden drehen. Seit ich im letzten Jahr schon mal im Zittauer Gebirge gewesen bin, erinnerte ich mich vage eines Werbeslogan „Die Outdoor- und Sportregion“ o.s.ä., und so habe ich das Dreiländereck zum Ziel umfassender Erholung auserkoren.
Montagmorgen ging es los und das obwohl die Wetteraussichten nicht gerade den Erwartungen an einen Urlaub im Juli entsprachen. Seecamping Olberdorf ist so ziemlich der einzige Platz in der Region. Vermutlich, weil auch hier die Übernachtungspreise der Nachbarländer den Investitionsdrang verkümmern ließen. Umso erstaunter war ich denn doch, ob der komfortablen Anlage die sich mir zeigte. Unter einem bedrohlich grauen Himmel das Zelt aufgebaut, ein paar Einkäufe erledigt und sofort unternahm ich eine kurze Erkundungstour in der Gegend, um selbige in Augenschein zu nehmen. Der Platz liegt am Gelände einer früheren Landesgartenschau. Dafür erhielt Zittau einen wunderschönen Park und das benachbarte Olbersdorf eine kultivierte Badeseelandschaft, nebst angeschlossener Angebote. Seeterrasse, Surfschule, Beachvolleyballplätze etc.
Vom See aus genoss ich einen wunderbaren Ausblick auf die Hügel des Zittauer Gebirges, die Gipfel des Jeschken-Gebirges in Tschechien und das noch weiter entfernte Isergebirge, jenem Landstrich, der vor geraumer Zeit durch seinen wohl bekanntesten Bewohner, Gustav Ginzel und dessen Misthaus, wirkliche Berühmtheit erlangte.

Aus heutiger Sicht war die Wettervorhersage zu jeder Zeit von ungeheurem Optimismus geprägt. Es sollte regnen, ja, aber was sich in den folgenden Tagen abspielte, war von besonderer Güte. Gleich in der ersten Nacht begann es zu regnen und zu stürmen. Beides setzte den alten Zelt derartig zu, das ich beschloss, am nächsten Tag schon mal den Umzug ins Auto vorzubereiten. Tags drauf blieb es trocken und ich startete auf eine erste größere Tour mit dem Rad. Der von mir viel gescholtene Edge von Garmin, hatte seine Macken von der Rennsteigtour zwischenzeitlich abgelegt und erwies sich erneut als treuer und nützlicher Begleiter bei Touren im unbekannten Terrain. Die Tour hatte ich vorher im Internet als Download gefunden. Nicht bei den üblichen Quellen, wie GPS-info.de, sondern auf der Website www.altersachse.de. Dem unbekannten Autor gebührt an dieser Stelle höchster Dank, denn der gefahrene Track war perfekt dokumentiert und hielt alles was er versprach.
Los gings in Hartau, einem winzigen Dorf direkt an der Grenze zu Tschechien. Schengen sei Dank, ein Personalausweis war nicht Teil des Gepäcks und so ging es munter „rüber und nüber“. Gleich am Anfang führte der Weg auf einen sensationellen Trail auf der Grenzlinie entlang. Waren das Bombentrichter oder sieht so der Wald aus, wenn er einige Jahrzehnte nur zum Belauern dient? Ein ständiges Auf und Ab machte mächtig Laune und forderte den Techniker in der Disziplin. Kurze Zeit danach kam die erste und wirklich heftige Steigung. Was soll ich sagen: Ich kam nicht allzuweit nach oben. Also ich kam schon oben an, aber dort war ich das erste Mal bereits völlig fertig. Das lag nicht nur an der schon beschriebenen körperlichen Verfassung, nein, auch ein weiteres Problem macht mir zu schaffen. So war ich am Vortag noch voller Freude und nackten Fußes über den Campingplatz geschlendert, die emsige Fauna im Gras dabei immer im Auge. Plötzlich ein Stich und die versteckte Biene quittierte auf diese Weise meinen Übermut und ich verbrachte den Rest des Abends mit Kühlung. Der Fuß schwoll zur Form eines Babyelefanten an und trug zum wenig erholsamen Nachtschlaf bei. Mit so einem Fuß lässt sichs schlecht treten und weil die Wetteraussichten schon wieder mit Regenfällen glänzten, musste es heute sein und ich war auf Tour. Irgendwie ging das auch, ich musste nur häufiger gehen, an Stellen die sonst kraftmäßig noch machbar gewesen wären.
Endlich oben reihte sich Traumtrail an Traumtrail. Schon lange nicht mehr eine solche Freunde am Mountainbikefahren gehabt. Trotz der Erschöpfung war es wunderbar und ich fiel am Abend völlig fertig, aber zufrieden – noch einmal – ins Zelt. Der Regen kam, im Zelt wurde es nass und ich zog ins vorbereitete Auto. Der Regen würde heftiger und das Zelt ging neben mir unter. Rest in Peace, mein treuer Begleiter. Die 15 Jahre hatten ihm zugesetzt.
Am nächsten Tag war es zunächst nur grau und windig, aber wenigstens trocken. Es wurde noch grauer und noch windiger und begann wieder regnen. Ich hatte mich gerade für die nächste Tour präpariert, beschloss jedoch in einem Anflug wirklicher Vernunft davon abzulassen. Gute Wahl, denn es regnete bald wieder Bindfäden. Ich räumte also alles ein bisschen hin und her, verrichte hausmännische Tätigkeiten im Auto und wollte gerade in Stadt um mich nach einem neuen Zelt umzusehen. Die Recherchen ergaben nämlich erheblich höhere Kosten für die Inanspruchnahme der lokalen Hotellerie und Pensionswirtschaft. Alles schön aufgeräumt und verstaut und die Heckklappe zu und …. Autoschlüssel drin. Na Super! Im T-Shirt im Regen machte ich mich auf zur Rezeption. Die folgenden drei Stunden sind eigentlich einen Extra-Bericht wert, an dieser Stelle aber nur die Kurzfassung: ADAC gerufen, ADAC scheitert. Ist echt ein Safe der Caddy. Der gute Mann rief die Spezialisten vom ortsansässigen Autohaus und die machten den Wagen zu meiner großen Freude wieder auf. Wie, das bleibt mein Geheimnis. Die fälligen 50 Euro versah ich noch mit einen fetten Trinkgeld, froh endlich wieder bei den trockenen und warmen Sachen zu sein, froh darüber, dass der Caddy noch alle Scheiben hatte und so weiter …
Die nächste Nacht wurde der Horror: Es schüttete aus Eimer, aus Kannen und was sonst noch. Auf jeden Fall aus allem gleichzeitig. Der Sturm schüttelte mein Mobilhome und auch die drei Becks im Schneidersitz halfen nicht in den nötigen Schlaf. Am nächsten Morgen dann Aufbruch nach Dresden. In Zittau konnte ich keinen vernünftigen Laden ausfindig machen, alle Klamotten waren irgendwie nass und einen Tag wollte ich ohnehin in DD verbringen. Also „Bye Bye“ Zittauer Gebirge. Es war sehr schön bei dir, aber entschieden zu nass.

In Dresden fuhr ich zunächst zu Pension „My Bed Dresden“, einer Herberge, die ich schon während des Studiums nutzte und die immer noch ein unschlagbar günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, was in der Sachsenmetropole, mit oder ohne Welterbetitel, zunehmend schwieriger wird. Ab in die Globetrotter-Filiale und ein neues Zelt ausgesucht. Das alte war ein Wolfskin und das neue wurde auch eines, obwohl ich schon lange die Abkehr von dem zur Muddi-Marke mutierten Hersteller praktiziere. Der Verkäufer sah es genauso, hielt aber nach wie vor große Stücke auf deren Zelte. Das alte war ja eben auch ein Wolfskin und ich erinnerte mich so manchen heftigen Gusses und Sturms den das gute Stück perfekt meisterte. Also Yellowstone II heisst der neue Shelter und ich nehm es gerne vorweg: Es wohnt sich prima drin. Ruckzuck aufgebaut, ausreichend Platz und gut belüftet.

Dem Wetterbericht nach befand sich das Zittauer Gebirge immer noch in der Hölle und ich ließ den flauen Plan vielleicht doch noch einmal zurückzukehren – es warteten ja immer noch so viele Trails – endgültig sausen. Was nun? Drei Tage blieben mir noch und ich wollte einfach nicht schon wieder nach Hause, denn das war schließlich MEIN Jahresurlaub. Außerdem hatte ich ein funkelnagelneues Zelt. Das Wetter machte auf einer Breite von ungefähr 200km einfach keinen Spaß, was die Optionen schmälerte.
Auf dem Weg Richtung Thüringen erinnerte ich mich einer Streckenbeschreibung vom ersten Schillerlauf. Im wirklich schönen Ilmtal gibt es einen Campingplatz nahe des Örtchens Oettern. Der Autor beschrieb diesen damals als Geheimtipp. Also nix wie hin!
Der kleine Platz liegt wirklich schön. Die überschaubare Anzahl an (holländischen) Gästen ist für mich eher von Vorteil. Die Begegnung Ajax-RWE endete mit dem erfreulichen Ergebnis von 20:2.
Empfangen werde ich von einem Alterskollegen mit Kettenraucher-Timbre was zunächst böse Erinnerungen an das unsägliche Nesselberghaus auf unserer Rennsteig-Radtour wach werden lässt. Doch weit gefehlt, das Betreiberpaar glänzt mit jener unverstellten Freundlichkeit, wie sie westlich des Bananenäquators nur selten zu finden ist. Einziger Wermutstropfen ist ein Umstand, der einem Dorfbewohner wie mich ganzjährig in den Wahnsinn treibt. Thüringen ist meiner Meinung nach das Land der vollständigen Gartenmechanisierung auf Verbrennungsmotorbasis. Auch hier im Ilm-Idyll scheint die größte Freude im Betrieb jener Technik zu liegen. Ungebremst versteht sich, also auch ohne Mittagsruhe. Ein Sechziger, Typ LPG-Maschinist, im roten Overall stand früh auf der Matte und ging spät am Nachmittag und verrichtete völlig unstrukturiert, … ich nenne es mal: Landschaftspflege. Dazu bediente er sich jener Kleinsttraktoren und Aufsitzrasenmäher, die wohl niemals einen lebensechten Geräuschpegeltest absolvieren mussten. Unbeirrt zieht er seine Runden zwischen den Zelten und Campingwagen. Schafft kleine handwagengroße Häufchen von A nach B. Das nervt!
Am Vormittag blieb mir das zweifelhaft Schauspiel noch erspart, denn ich war wieder mit dem Rad unterwegs. Auch am Vortag hatte ich schon eine kleine 15km Runde über die Höhen absolviert und gelangte dabei zum Paulinenturm. Neben dem Karolinenturm und dem Hainturm der Dritte auf dem – wie sollte es anders sein – „Drei-Türme-Weg“ südlich von Weimar. Der Turm erhielt seinen Namen, weil dessen Erbauer finanzielle Unterstützung von gleichnamiger Fürstin erhofften. Der Plan schlug übrigens fehl, was mich sehr amüsierte.
Am Samstag nun auf nach Weimar, Richtung Belvedere, entgegengesetzt dem Verlauf der fünften Etappe vom Schillerlauf. Wieder gleich zu Beginn ein kräftezehrender Aufstieg, dann durch den malerischen Park und weiter in die Stadt, dort auf der Suche nach einem Radladen. Die Schlammschlacht der letzten Tage hatte meiner linke Pedale endgültig den Rest gegeben. Ich war schon ein bissel sauer, weil mein Urlaubsbudget eigentlich nicht für derart umfänglichen Ersatz von Verschleißteilen ausgelegt war. Den ersten Radladen verließ ich sogleich wieder, nachdem mich der Inhaber vollsülzte, ob ich das Schild in der Tür nicht gelesen hätte. Ja, der handgeschriebene Zettel, der es untersagt das Rad mit in den Laden zu nehmen ist mir in der Tat nicht aufgefallen. Ohne Fahrradschloss wäre eh schwer geworden vor dem Laden wild gestikulierend Aufmerksamkeit zu erwecken. Danke Herr Hilbig, gute Geschäfte wünsche ich noch und überhaupt schön wieder in Thüringen zu sein. Unverstellte Freundlichkeit funktioniert eben auch nur wenn sie freundlich ist. Das Internet machte den nächsten Händler ausfindig und ich bekam neue und durchaus bezahlbare Pedale angeschraubt. Den Gebrüdern Hopf sei gedankt.
Weiter ging es durch die Stadt und über den Ilm-Radweg nach Mellingen. Dort gibt es ein kleines Café mit Namen „Drahtesel“. Ich war dort im letzten Jahr einmal auf der SSL Vorbereitungsrunde. Prima Kuchen gabs damals. Leider war das Café noch geschlossen und so fuhr ich weiter und gelangte zum Feiningerturm. Ich wunderte mich schon immer über das hässliche Ding. Die Erklärung, dass es der Entwurf eines Architekten, der den Zeichstil von Feininger dreidimensional darzustellen versuchte, bringt zwar etwas Licht in die Sache, macht das Teil aber trotzdem nicht schöner. Nächster Stop Buchfart. Das pittoreske Örtchen glänzt mit einer Hausbrücke, traumhafter Lage und einer Mühle in der sich ebenfalls ein Café befindet. Hier gibt es viele kleine Leckereien, prima Kuchen und ungewöhnliche Säfte, ein anscheinend selbstgebrautes Bier und Obstschnäpse aus einer winzigen österreichischen Brennerei. Die letzten beiden Genüsse müssen wohl bis zu einem nächsten Besuch warten, denn noch war die Tour nicht zu Ende. Eigentlich sind es von hier aus nur noch einige zwei oder drei Kilometer bis zum Zeltplatz. Ich stieg aber nochmal in Richtung A4 hoch und nahm eine rasante Abfahrt zurück nach Oettern. Am Campingplatz angekommen erreichten die Landschaftspflegemaßnahmen gerade ihren Zenit. Ich drückte mich so ein Weilchen herum und versuchte der Verursacher mit missbilligenden Blicken zu strafen. Das misslang! Gegen 18:00 Uhr war der Plan dann wohl erfüllt und die geballte Ladung Testosteron trat den Heimweg an. Endlich Ruhe.

Die beiden Inhaber leisten eigentlich (mit Ausnahme der schon erwähnten Landschaftspflege) alles in Personalunion. Die beiden sind irgendwie immer da und haben ständig und tatsächlich zu tun. Unterstützung erhalten sie dabei von einen holländischen Ehepaar und so passiert es, dass man die Gerichte auf der Hausmannskost-Speisekarte von einer sehr freundlichen Dame holländischer Herkunft zubereitet und serviert bekommt. Der Platz wurde mir immer sympathischer. Sontag ging es dann nach Hause und in nicht allzu weiter Ferne war das Klappern der Tretmühle schon wieder zu hören.

Fazit: Campen fetzt. Wenn man die richtigen Plätze findet und wenn das Equipment hinhaut. Für die eindrucksvolle Biketour muss man nicht bis in die Alpen. Die kleinen Gebirge sind für Kurzurlaube genau richtig und im direkten Vergleich mit dem TW gewinnt das Zittauer Gebirge sogar. Hier sind die Trails einfach umwerfend – viele kleine Wege die prächtig miteinander vernetzt sind. Alles scheint auf sehr angenehme Weise erschlossen und gerade in Tschechien genießt man die fehlende Regulierung. Mit Verstand kann man dem Wanderer eben auch begegnen und das man nicht der Einzige ist, der den jeweiligen Weg befährt, sollte zwischenzeitlich auch die Mehrheit der erkenntnisresistenten Vollpfosten begriffen haben.

Zittau hat einen imposanten Gebäudebestand, der leider auch 20 Jahre nach dem Bananenkrieg, immer noch durch zahlreichen und fortschreitenden Verfall gekennzeichnet ist. Der Hauptgrund hierfür scheint neben der wirtschaftlich ungünstigen Lage auf der Landkarte auch der in der Folge eintretende Verlust an Bewohnern. Von den verbliebenen 27000 Einwohnern verlassen nach Information der Lokalpresse weitere 68 Menschen jeden Monat (!) die Stadt. Das sind dramatische Werte und nach meinem überwiegend positiven Eindruck von der Region ist das wirklich äußerst schade. Der Slogan hat sich übrigens bestätigt. Es gibt zahlreiche Sportevents in der Region, auch länderübergreifend und das scheint mir ein richtiger Ansatz. Trotz der erschreckenden Zahlen wirkt Zittau nicht als überalterte Stadt. Das mag auch an der hier angesiedelten Hochschule liegen. Ich würde mir wünschen, dass die umfangreichen, erkennbaren Bemühungen im Tourismus Früchte tragen und dem Landstrich damit anteilig seine Zukunft sichern.

Schiller-Staffel-Lauf: Erste Etappe mit dem MTB

Ob es eine gute Idee ist, an dem Tag, an dem man um 5:30 Uhr geweckt wird (Bääääähbyphone!!) und am Vormittag schon suptropische Verhältnisse herrschen, den Kurs eines Staffellaufes mit dem Mountainbike abzufahren: Eigentlich nicht!

Trotzdem habe ich mich gegen Mittag auf den Weg gemacht. Mit der Bahn bis nach RU. Und auf dem Marktplatz das GPS gestartet.

Um es vorweg zu nehmen: Die Planer des Kurses haben auf die möglichst direkte Überwindung von Anstiegen gesetzt. Kaum ein Weg dieser ersten Etappe, den man nicht auch problemlos durch eine Treppe hätte ersetzen können. So wie zum Beispiel den Heckeweg in Rudolstadt. Erster Anstieg – gleich mal absteigen. Nur nicht schon zu Beginn die ganzen Körner verheizen. Enstpannt bis ins Pörztal und ebenso weiter bis hoch zur Debra.
Dort – auf völlig neuen Pfaden wieder runter, wieder (übelste Sorte und nix für Leute mit einer Ameisenphobie) rauf und abwärts Richtung Oberhasel. Die Abfahrt verpasst, umgekehrt und den Einstieg zwischen meterhohen Brennnesseln gefunden. In Oberhasel um die Kirche rum und puuuuaaah der nächste Anstieg. Wieder runter vom Rad und das Ding geschoben bzw. getragen. Straight Uphill.

Oben dann in die Wälder meiner Kindheit und weiter nach Mötzelbach. Meine Großeltern wohnten hier, bis sie die Rentenkasse der DDR ent- und die der damaligen BRD belasten wollten. Die Gegend ist traumhaft. Das Etappenziel kann man in einiger Entfernung schon erkennen.

In Mötzelbach zu lange ins Dorf geschaut und wieder ne Abfahrt verpasst. Zurück und runter den Hang bis zum Weidezaun. Wieder durch die Nesseln auf die Nachbarwiese rüber und wieder in den Wald hinein.
Das es im Wald kühler ist, wissen nicht nur die Menschen. Fluginsekten aller Art wissen das auch und nerven dann auch gerne in Scharen. Bergan kann man dem nur schwer entkommen. Im nächsten Teil wechselt gebundener Schotter immer wieder mit Asphalt ab. Hinter Dorndorf gings dann vorerst gemächlich zum Schauenforst hoch. Nicht lange, leider, denn hier erwartet die Läufer die finale Klatsche. Ich wollte es erst nicht glauben als mir das GPS “Links ab” befahl. Alp d´Huez im Mittelgebirge? Das gings so derartig steil nach oben, dass man fast einen Genickstarre bekommen hat. Immerhin war die Strecke bereits für den Lauf präpariert. Hier wurde ein Weg in den Wald gefräst, der 90 Hm nach oben geht. Am Ziel war ich satt.

Der Weg war bis hierhin schon wahrhaft kräftezehrend. Ich hab mit dem Rad geschlagene zwei Stunden gebraucht. Trotz der drückenden Hitze und der wirklich nicht optimalen Kondition – ein erbärmlicher Wert. Das man mit dem Bike auf so einem Kurs nicht automatisch schneller ist, weiss ich seit ich mal mit Markus durch die heimischen Berge gehechelt bin. Markus spielt ja zweifellos einige Fitness-Levels höher, aber es brauchte schon eine längere komfortable Abfahrt um den Kollegen wieder einzuholen. Wenn ich also konditionell in der Lage wäre, diese Strecke zu laufen, würde ich bestimmt
2h 15min unterwegs sein. Wer will mich in sein Team? Richtig, keiner!

Am Ziel der ersten Etappe brüllte mich der kranke Ehrgeiz an: Los, die nächste Etappe soll die schönste sein! Nochmal 22 km müssen drin sein! Ja, das Wasser ist fast alle, aber im nächsten Tal gibts bestimmt ne Quelle! usw. Also weiter.
Natürlich bergauf. Bis zur “Hohen Straße”. Die kannte ich schon von einer früheren Osterwanderung. Ein prima Weg zum Laufen. Fürs MTB etwas zu glatt, aber nur kurze Zeit und schepper, schepper wieder im Wald unterwegs. Oben dann ein wunderbarer Blick in den Reinstätter Grund mit seinen steilabfallenden Kalkwänden. Ein schöner Weg mit wunderbaren Sichten in die Landschaft.
Wieder ging es bergab, durch teilweise kniehohes Gras, dann Schotter und dem einzigsten Mountainbiker auf der gesamten Strecke, ein Stück Straße und wieder in den Wald und nach oben, einzelne schöne Gehöfte und dann – ein völlig skuriler Ort, an dem ein Künstler sein Refugium geschaffen hat. Dort gibt es einen “Garten der Stille”, voll mit Skulpturen die vornehmlich barbusige Fräuleins im Elstergefieder und gefiederte Pärchen zeigen. Wirklich interessant :-)
Weiter ging es nach Rodias hinauf. Schon im letzten Dorf war mein Wasservorrat erschöpft. Bei den Temperaturen mach sich das sofort bemerkbar. Man tritt deutlich langsamer und schwerer.
In den Feldrain hinein und weiter Richtung Etappenziel Maua. In Schirnewitz endlich siegt der Verstand über den Ehrgeiz. Ich war mittlerweile so weichgekocht, dass ich den ansteigenden Höhenlinien über den Totengrund eine Absage erteilte. Mein Zustand hätte den Namen des Tals neuerlich gerechtfertigt.
Da es in Schirnewitz keine Kneipe gab, rettet mich der Wirt im nächsten Ort vor dem Hitzetod. Ein Glück – Apfelschorle in die trockene Kehle und weiter Richtung Rothenstein. Am eigentlichen Etappenziel Maua gibts keinen Bahnhof. So oder so, ich hätte nach Rothenstein fahren müssen. Nach kurzem Intermezzo auf der B 88 mit letzten Anstieg über den bekannten Rothensteiner Hügel war ich dann endgültig bedient. Der Zug kam erst in 50 min und ein sensationelles Bauernfrühstück im “Helenenstein” am Sportplatz verhinderte den sich abzeichnenden “Hungertod” in vollem Maße. Ich war randvoll mit Eiern und Bratkartoffeln. Ich schleppte mich zum Bahnhof wie der Wolf zum Brunnen – Ziegelsteine, Geißlein, alles klar? Rein in den Zug und nach Hause und jetzt, jetzt geh ich ins Bett und schlafe wie ein Stein.

Große Ritzel, keine Schnitzel

“Schweinefleisch zieht dich runter” hat irgendein Trainer mal gesagt und seinen Spielern selbiges vor dem Match untersagt. Nun, das wird wohl nur einer der Gründe für mein Formtief am ersten Abend gewesen sein auch wenn eine Bratwurst nicht gerade als Schnitzel durchgeht.
Ca 200 km, 2500 Höhenmeter und 1 Kilo weniger Gewicht nach 2,5 Tagen auf den Rennsteig Radwanderweg – das ist die erste Bilanz unseres kleinen Himmelfahrtsausfluges.

Tag 1: Donnerstag morgen 5:30 Start mit Rad und Rucksack nach Saalfeld zum Bahnhof. Die 150 Hm lassen schon mal wissen, was es heisst 8kg Gepäck mit auf die Reise zu nehmen. Rein in den Zug und 2 Stunden später Ankunft in Hörschel, dem letzten Bahnhof vor dem Rennsteig. Nach ein paar Kilometer Landstraße geht es bergan. Die vorher sorgfältig präparierte Tour im Edge von Garmin, weisst bereits hier erste Schwächen auf und wird sich zum obersten Ärgernis dieser Tour entwickeln.
Es ist Männertag und entsprechend viele Perlen der Spezies sind unterwegs. Alle auf dem gleichen Weg aber mit unterschiedlichen Zielen für den Tag. Mein erstes Ziel nach den ersten beiden Stunden Auffahrt ist es auf jeden Fall die Umfahrung des Inselsberges anzustreben. Der schwere Boden und das Gewicht des Rucksacks kosten eine Menge Körner. Bei Ankunft auf der “Hohen Sonne” trafen wir eine große Ansammlung der Y-Chromosomenträger die wir mit unserem – bis dahin erwirkten – Äußeren ziemlich beeindruckten. Wir hätten ohne weitere Vorbereitungen an der Schlamm-Catch-WM teilnehmen können.

Dieser Umstand sorgte auch im weiteren Verlauf für amüsierte Reaktionen. Da wir auf dem Weg Richtung Dreiherrenstein durch den schönsten Sonnenschein und auf trockenen Wegen fuhren, fragte sich jeder der Ausflügler, wo wir all den Dreck her nahmen. Und stetig ging es bergauf. Der Edge bekam davon nichts mehr mit. Sein Höhenzähler hatte bei 188m den Dienst quittiert und Mountainbikers höchstes Glück – das der geleisteten Höhenmeter – dadurch nachhaltig gestört. Auf dem weiteren Weg bekam ich einen Hungerast. Ich fror wie verrückt und der Kreislauf ging in den Keller. Eine längere Pause und einige Rossmann-Protein-Riegel später war ich wieder halbwegs beeinander und die Fahrt ging weiter.

Nach dem Dreiherrenstein kam ich vom rechten Wege ab. Der Weg stieg plötzlich unmenschlich an und der Puls raste in Richtung 180. Der Hobbymediziner weiß: Das geht nich lange gut! Größtes Ritzel und kleinstes Blatt halfen nichts. Absteigen, schieben. Nachdem die Steigung etwas moderater wurde, sah ich durch die Bäume des Rätsels Lösung. Eine Antenne in den Farben rot und weiß. Wir waren auf dem Weg zum Gipfel des Inselsberges. Ich war sauer, denn den Stress wollte ich mich echt sparen. Inselsberg heisst nämlich 200 Hm extra auf der ersten und schwersten Etappe. Der Gipfelaufenthalt half nur wenig zur Besserung. Anschliessend noch ca. 15 km ins Nesselberghaus. Ich war tot. Ankunft im Nesselberghaus. Die redselige Chefin der Herberge stellte uns ein Zimmer im Dach des Hauses vor, das vorher wohl mal eine Pension für rauchende Hunde gewesen sein muss. Es roch nach Hund und der Teppich (frühe 90er, Angebotsware) war mit Brandspuren übersät. Ich war viel zu fertig um rumzumosern, also gab es ein Abendessen mit MDR 1, nebst einer Handvoll “zurecht gemachter” Y-Träger.
Ab ins Bett. Das Unwetter in den folgenden Stunden zog buchstäblich an mir vorrüber.

Tag 2: Ich erwachte aus meinem Komaschlaf und registrierte zuerst den Hundegeruch. Guten Morgen! Das Frühstück bot keine weiteren Überraschungen und wir zogen mit den schweren Beinen des Vortages los. Der folgende Abschnitt ist nahezu vollständig geteert. Locker rollten wir uns ein und nahmen die ersten 200 Hm. Bis nach Oberhof gab es nur kurze Schotterpassagen und die Tour liess sich entspannt an. Ab Oberhof folgt der Radweg beinahe ausnahmslos der Strasse. Das ist an einem verlängerten WE kein Spass. Der Rennsteig gehört den zahlreichen Wanderern und der Radwanderweg glaubt sich im Besitz des Autofahrer. Haarscharfe Überholmanöver sind die Folge, aber es rollte.
Nach dem letzten steilen Anstieg erreichten wir Masserberg, nur um dort festzustellen, dass wir falsch waren. Die Gemeinde Masserberg besteht aus mehreren Teilgemeinden, die auf der Karte nicht weit auseinanderliegen aber – wie im Thüringer Wald zu erwarten – durch einige Höhenmeter voneinander getrennt sind. So glaubt sich das gesuchte Hotel zwar in Masserberg liegt aber eigentlich in Heubach, welches wiedrum auch irgendwie zur OL Schnett gehört. Verdammich! Der folgende Weg erhielt dann den Namen des Organisators unserer Tour und wird in der späteren Geschichtsschreibung als Timo-Gutekunst-Gedächtnisstrecke bekannt. Das Hotel war ein früheres FDGB-Heim. Trotz der Asbestverkleidung und Parteitags- und Ferienlagerarchitektur bemühte sich das Haus um zeitgemäße Aspekte im Innenraum. Nicht vollständig, denn Flachspüler, Fliesen und Amaturen liessen keine Zweifel an ihrer Herkunft aufkommen. Das Haus nannte sich Sport- und Aktivhotel und bot einiges an Wellnessangeboten. Timo besuchte die Sauna, ich genoss den Ausblick auf den Thüringer Wald von unserem Zimmer im 3. Stock. Der Kuchen im Biergarten und das anschliessende Abendessen waren excellent.

3. Tag. Die Nacht verlief nicht so gut. Jeder von uns war immer mal wach. Meine Nacht war morgens um 5:00 Uhr vorbei. Unausgeschlafen gaben wir uns ein reichhaltiges Frühstück im Sitzungssaal der Volkskammer und machten uns los. Der Edge hatte am Vortag einige Totalausfälle hingelegt, funktionierte aber heute wieder bestens. Er navigierte nicht mehr, sondern zeigte nur noch die Karte und alle Daten. Das gefiel mir gut, denn die Navigation konnte man – wie sich auch im weiteren Verlauf zeigte – echt vergessen.
Die Strecke zwischen MasserbergHeubachSchnett und Neuhaus ist der wohl schönste Streckenabschnitt auf der gesamten Tour. So richtig klar wurde mir das erst nachdem ich mich mittels neu erstandener Rossmann-Riegel in Neuhaus wieder einigermaßen in Form gebracht hatte. Der weitere Weg nach Spechtsbrunn war auch ein sehr angenehmer. Kürzere Asphaltpassagen taten dem keinen Abbruch. Die Abfahrt Spechtsbrunn förderte den einzigen Kritikpunkt an meinen Gefährt erneut zu Tage. Die Bremse!
Die Einfahrt in den Ort blieb gewiss niemand verborgen. Das die Vorderrad-Bremse nach einem Kilometer Abfahrt kaum noch verwendbar ist und die verzogene Scheibe fortan schleift, ist eigentlich unzumutbar. Da hilft jetzt kein “die muss eingefahren werden” mehr, das muss ich mit dem Händler klären.
Spechtsbrunn war der eigentlich letzte Etappenort, aber mir ging es deutlich besser als am Morgen und ich entschied mich Timo´s Dauerempfehlung der letzten Tage zu entsprechen und die letzten 40 Kilometer bis Blankenstein durchzuziehen. Die führten zunächst bis Steinbach a. W. neben einer Bundestrasse entlang, waren aber trotzdem recht entspannt zu fahren. Nach Steinbach ging es noch einmal ordentlich bergauf, dann zurück in dem Wald und weiter auf Wurzel- und Schotterstrecken. Bei Brennersgrün gab es plötzlich wieder einen Rennsteig-Radwanderweg. Dieser bescherte uns nochmal ein paar gepflegte Höhenmeter und weiter ging es nach Blankenstein. Nach dem letzten Dorf vor unserem Zielort fuhren wir auf einem malerischen Pfad der seitlich von Obstbäumen flankiert, durch eine wunderbare Wiesenlandschaft führte.
Blankenstein war nahe, die Zugabfahrt auch. So rasten wir die letzten Kilometer und Höhenmeter im Tour de France Style mit wechselnder Führungsarbeit zum Bahnhof und erreichten diesen 2 min vor Abfahrt. Der Zug war bis Oberkante mit MTBs und Radlern gefüllt, wir fanden trotzdem noch einen Platz und ab ging die Fahrt nach Hause.

Fazit: Ich bin wohl zum ersten Mal 90 km mit dem MTB am Stück im Mittelgebirge gefahren. Das ist die eigentliche Leistung und macht mich im Nachhinein wirklich froh. Mal abgesehen von Bremse und Topo 3 Software machte das Material keine Schwierigkeiten. Ehrlicherweise muss man sagen, dass für die Tour ein leichtes Hardtail die beste Wahl ist. Ein All-Mountain-Fully wurde wohl eher für Hochgebirgspfade konzipiert.
Hätte ich mich besser auf die Tour vorbereiten können, wäre mir wohl auch der Inselsberg besser gelungen. Da wir bereits wussten, dass rings um uns herum die übelsten Unwetter heruntergingen, hatten wir in dem Punkt ein Riesenglück. Ich hab gerade mal drei Tropfen abbekommen.
Der Weg auf den Höhen hat von industriealisiert bis vernachlässigt alles zu bieten. Ein wenig mehr Pflege der Beschilderung und etwas weniger Asphalt würden dem gut tun und gewiss noch mehr Radfahrer in die Region locken. Das die erste Übernachtung aus Richtung Hörschel, derart verwahrlost ist, macht bleibenden Eindruck. Daran ändert auch der niedrige Preis nichts.
Die zweite Etappe kann man problemlos bis nach Neuhaus ausdehnen. Wie auch Masserberg ist die Stadt touristisch erschlossen und wenn man nur übernachten will, teilt sich die Tour in drei leichtere Etappen.
Soweit zunächst. Die Probleme mit der Edge-Software und der Avis Juicy five Bremse werde ich weiter verfolgen und an dieser Stelle davon berichten.

Morning Mud Pack

Die ganze Nacht trommelt der Regen an die Fenster. Felder und Wege sind wie Schwämme und zum Kiten fehlt am Vormittag der Wind. Es kostet einiges an Überwindung dem grauen Tag entgegenzutreten, doch was hilfts. Die Hüfte ruft!

“Die weiße Unschuld” ist heute der Mittel zum Zweck. GPS ran und einen neuen Track ausprobiert. Am Ende komme ich auf 18 km mit knapp 500 Hm. Das ist nun nich sooooo viel aber es war trotzdem anstrengend, denn neue Wege und insbesondere Waldwege enden gerne mal im Wald. Im konkreten Fall – im Steilhang. Also Bike schultern und aufsteigen. 60 Hm auf diese Weise machen mächtig Laune und den Track brauch ich folglich auch nicht fürs GPS veröffentlichen. Nach anschliessender Abfahrt und der Entscheidung wieder bis zum Oberbecken aufzusteigen, gab es die nächste unangenehme Hürde. Die Forstfritzen sind am Freitag wohl von Ihrer inneren Werkssirene überrascht worden. Alles stehen und liegen gelassen und nach Hause zum Kühlschrank. Auf dem einzig möglichen Aufstieg lagen also die Bäume kreuz und quer. Mal drunter mal drüber. So muss es wohl beim Militär sein, … nehm ich an. Nach 100m und etwa 30 Bäumen kam die übelste Schlammwüste. Ein Stückchen weiter war ich dann in Löhma. Keine Menschenseele in dem Ort – wobei das wohl auch so wäre wenn man sie alle gesehen hätte – und weiter zum Oberbecken. Die Abfahrt wurde kreuzgefährlich. Verharschter Schnee, Eis und Spurrinnen von den FF.

Zuhause hatte ich dann die Lacher auf meiner Seite:
 

Den Track für Google Earth gibts HIER